Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung
Joachim Leibiger: "Menschen mit Behinderungen nicht pauschal als Risikogruppe behandeln!"
Der im Dezember 2019 vom Thüringer Landtag gewählte Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Joachim Leibiger, hat anlässlich des heute begangenen Europäischen Protesttages für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen davor gewarnt, Menschen mit Behinderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie pauschal als Risikogruppe anzusehen. Dies könne zu neuen Diskriminierungen führen. Stattdessen benötige es differenzierte Konzepte, die Gesundheitsschutz und Teilhabe ausgewogen miteinander in Einklang brächten.
„Angesichts zurückgehender Ansteckungsraten fordere ich Bund und Länder auf, bei Ihren morgigen Beratungen Wege aus den vielfältigen Freiheits- und Kontaktbeschränkungen für Menschen mit Behinderungen aufzuzeigen. Menschen mit Behinderungen pauschal zur Risikogruppe zu erklären, ist falsch, selbst wenn sie in Einrichtungen leben, in Förderschulen gehen oder in Behindertenwerkstätten arbeiten. Denn hier handelt es sich um eine sehr diverse Bevölkerungsgruppe, die sich aus jungen, alten, körper-lich, seelisch, sensorisch oder kognitiv beeinträchtigten Menschen zusammensetzt.“
Der Landesbehindertenbeauftragte erinnerte daran, dass Inklusion und Teilhabe ein Menschenrecht sei, das nicht nur in Bundes- und Landesgesetzen, sondern auch in einer Konvention der Vereinten Nationen umfassend garantiert werde. Joachim Leibiger rief die Gesundheitsbehörden dazu auf, „so viel Gesundheitsschutz wie möglich bei so wenig Verboten wie nötig“ zu betreiben.
Der Beauftragte kündigte an, demnächst Akzente für mehr Teilhabe und Barrierefreiheit in Thüringen zu setzen, damit die berechtigten Anliegen von Menschen mit Behinderungen weiterhin sichtbar blieben. Ein Gradmesser hierfür werde der Landeshaushalt 2021. Er werde sich hierzu in Gespräche mit Verbänden, Parteien und Ministerien begeben. Denn, so Leibiger abschließend, „kein Virus baut einen Fahrstuhl ein oder schafft einen behindertengerechten Arbeitsplatz!“
Kontakt:
Markus Lorenz
Stellvertreter und Pressesprecher